christian denzler am rande des birkenhains
hörfassung mit musikalischer begleitung von beni weber
tontechnik sirup gagavil biel
hörprobe
„Dieser Text ist nicht gewillt, sich hinzustrecken, sich vor mir auszubreiten, eine einfache Linie als Fährte zu legen, der man sorglos folgen könnte. Nein, hier beginnen sich Wörter und Sätze unaufhaltsam um uns zu drehen, reissen Lesende mit sich in eine Schlaufe, die sich stetig ins Bestimmt-Unbestimmte, ins Hell-Dunkle hochwindet. Kurze Augenblicke der Entspannung («hatten wir das nicht schon einmal?») erweisen sich als Täuschung: der Ausblick ist ein anderer, ein neuer, vermeintlich Bekanntes hat sich verschoben, um ein Geringes nur, aber genug, um die Stimmung genauer auszurichten. Aber worauf? Man meint, der Wechsel des Standbeins sichere den Standpunkt und stellt fest, dass man den Boden unter den Füssen längst verloren hat, in den Querverstrebungen der Sätze hängt, mitgetragen über einer Landschaft von eigenartig transparenter Beschaffenheit, bevölkert von wenig Personal, letztlich nur von der unbekannten, mich aufrufenden und ansprechenden Stimme, die auf Erscheinendes und sogleich wieder Verschwindendes hinweist, wobei sich der Blick bald auf eine pastorale Szene fokussiert, die wie ein Cantus firmus den Text immer wieder zentriert:
«das bild eines barfüssigen knaben in kurzer, weisser hose und ärmellosem, weissem hemd an der hand einer winkenden jungen frau. unter einem wolkenlosen himmel auf einer wiese am rande eines birkenhains. das gesicht der jungen frau verwischt.»
Es werden viele Variationen durchgespielt, zu denkbaren Metamorphosen angesetzt, eine Spiegelgeschichte ansatzweise inszeniert, die sich in sich selbst spiegelt bis die Wirklichkeit langsam verblasst. Die Bilder versuchen sich in den Worten festzuhalten, doch was eben noch als Bild, als Wort imaginiert wurde, verschwindet, ist nicht mehr da. Was bleibt ist die Bewegung, die etwas Nicht-mehr-Fassbares festzuhalten versucht: eine Geste, die übergeht in eine atemlos ruhige Fermate.
Damit ist wenig über den Text und seinen Inhalt gesagt. Das ist an dieser Stelle auch nicht nötig, wäre nicht angebracht. Ein Vorwort müsste sich darauf beschränken, Mut zu machen, sich diesem Text mit leicht geschlossenen Augen anzuvertrauen; ein Nachwort versucht, den Lesenden zu versichern, dass ihre Lesart die richtige war, insofern sie es zuliessen, dass Angelpunkte und Achsen in eine unbestimmte Unruhe versetzt wurden. Etwas ist ins Wanken geraten, die Umrisse von «ich» und «du» verschwimmen. Was wie ein unschätzbar wertvoller Nachklang bleibt, ist dieses Ausholen nach einem Erinnern, das langsam entschwindet, ein langer Nachsatz zur Suche nach der verlorenen Zeit.“
franz dodel
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